Jesus der göttliche Erlöser!

■ “Wer hat Glauben geschenkt der Kunde, die uns geworden? Wem hat der Arm des Herrn sich enthüllt? So wuchs er auf vor ihm wie ein Schößling. Wie eine Wurzel aus lechzendem Land. Nicht Gestalt ist an ihm, nicht Schönheit, dass wir ihn sehen möchten, und kein Aussehen, dass wir Gefallen fänden an ihm. Verachtet war er, der letzte der Menschen, ein Mann der Schmerzen, mit Leid vertraut. Wie einer, vor dem man sein Antlitz verhüllt, so war er verachtet. Wir schätzten ihn nicht.
Er aber hat unsere Leiden getragen, unsere Schmerzen auf sich geladen. Wir hielten ihn für geschlagen, für getroffen von Gott und geplagt. Doch ob unserer Sünden wurde er verwundet, ob unserer Frevel zerschlagen. Zu unserem Heil lag Strafe auf ihm. Durch seine Striemen wurde uns Heilung.
Wie Schafe irrten wir alle umher. Jeder ging seinen eigenen Weg. Der Herr aber legte auf ihn die Sündenschuld von uns allen. Er wurde misshandelt, doch gab er sich willig darein. Tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtung geführt wird. Wie ein Schaf, das vor seinen Scherern verstummt, tat er seinen Mund nicht auf. Aus Bedrängnis und Gericht wurde er hinweggerafft. Wer mag sein Geschick überdenken? Dass er abgetrennt wurde von der Lebenden Land? Ob meines Volkes Frevel wurde er zu Tode getroffen.
Man wies ihm bei Frevlern sein Grab an. - Bei einem Reichen aber wurde es ihm nach seinem Tod zuteil. - Wiewohl er kein Unrecht getan, kein Trug in seinem Mund sich fand. Doch dem Herrn gefiel es so, ihn mit Leiden zu schlagen. Wenn er sich selbst als Schuldopfer darbringt, wird er Nachkommen sehen, lange leben, und der Wille des Herrn wird gelingen durch ihn.
Für die Qual seiner Seele wird er reichlich Sättigung schauen. Durch seine Erkenntnis wird als Gerechter mein Knecht Gerechtigkeit bringen den Vielen. Ihre Frevel lädt er sich auf. Drum will ich die Vielen als Anteil ihm geben, Zahlreiche wird er zu eigen empfangen dafür. Dass in den Tod er sein Leben hingab, unter die Frevler gerechnet wurde, derweil er die Sünden der Vielen trug, für die Frevler fürbittend eintrat.” (Is 53,1-12)
Wenn man diese Worte aus dem Buch des Propheten Isaias liest, staunt man nicht wenig bzw. ist man jedes Mal aufs Neue ergriffen, wie präzise Isaias bereits im 8. vorchristlichen Jahrhundert in seiner prophetischen Schau sowohl die stellvertretenden Leiden des Gottesknechtes beschreibt als auch geistig tief deren heilsrelevante Bedeutung als Sühne für die Sünden der Menschen darstellt. Man erkennt auch sofort - jedenfalls wenn man nicht voreingenommen ist -, dass diese Prophezeiung dann in Jesus Christus in Erfüllung gegangen ist, der ja tatsächlich sehr viele Elemente dieser Prophetie auf sich vereint.
So bezieht sich in Lk 22,37 vor allem Jesus selbst ausdrücklich auf die oben zitierten prophetischen Worte (speziell auf Is 53,12), indem er ausführt: “Denn Ich sage euch: an Mir muss sich erfüllen, was da geschrieben steht, nämlich: Er wird unter die Übeltäter gerechnet. Denn das, was Mich betrifft, kommt zur Erfüllung.” Und in Mt 8,17 findet man einen weiteren entsprechenden Bezug (speziell auf Is 53,4): “So sollte sich das Wort des Propheten Isaias erfüllen, der da sagt: ‘Er nimmt unsere Gebrechen auf sich und trägt unsere Krankheiten’”. Somit ist wohl hinreichend ersichtlich, ja bewiesen, dass sowohl Jesus selbst als auch sein Apostel diese Prophetie Isaias’ bezüglich des leidenden Gottesknechts ausdrücklich auf Ihn, Jesus Christus, beziehen!
Insgesamt bezieht sich das Matthäusevangelium 46 Mal auf verschiedene Stellen des Alten Testamentes und bezeichnet sie entweder ausgesprochen oder mitgedacht als in Erfüllung gegangen an der Person und dem Heilswirken Jesu Christi! Im Markus- und Lukasevangelium gibt es je 16 solcher Stellen. Das Johannesevangelium kennt 17 solcher Stellen, wobei sich 4 davon in der Beschreibung des Leidensweges Jesu befinden!
Nicht weniger häufig bringt auch der hl. Apostel Paulus zum Ausdruck, dass zahlreiche im Alten Testament stattgefundene Ereignisse bzw. getätigten Ankündigungen in prophetischer Weise an der Person und den Umständen des Lebens Jesu Christi in Erfüllung gegangen sind. So enthält allein der Römerbrief ganze 46 und der 1. Korintherbrief 17 solcher Stellen. Auf diesem Hintergrund ist es wohl unmissverständlich klar, dass das Alte Testament und die sich dort zugetragenen heilsrelevanten Ereignisse aus der Sicht Jesu und Seiner Apostel weder in sich selbst abgeschlossen sind noch einen so genannten unabhängigen und in sich selbst befindenden Selbstwert haben, sondern ähnlich wie Johannes der Täufer die Funktion der Ankündigung und Wegbereitung des göttlichen Erlösers Jesus Christus ausüben (wollen)!
Und der Hebräerbrief, der insgesamt 36 Mal verschiedene Stellen aus den Büchern des Alten Testamentes zitiert, stellt sogar das allerentscheidendste Ereignis in der alttestamentarischen Geschichte des Volkes Israel, nämlich den Bundesschluss Gottes mit ihnen, in eine Relation zum erlösenden Opfer Jesu Christi am Kreuz und bringt somit - unter Verweis auf eine Stelle aus dem Propheten Jeremias! - dessen große und entscheidende Unzulänglichkeit in heilsgeschichtlicher Hinsicht zum Ausdruck: “Jeder (alttestamentarische - Anm.) Priester steht Tag für Tag im Dienste und bringt oftmals die nämlichen Opfer dar, die doch niemals die Kraft haben, Sünden zu tilgen. Dieser aber (Jesus - Anm.) hat nur ein einziges Opfer für die Sünden dargebracht und sich dann für immer zur Rechten Gottes gesetzt. ... Mit dem einmaligen Opfer (am Kreuz - Anm.) hat Er ein für allemal die zur Vollendung geführt, die sich heiligen lassen. Das bezeugt uns auch der Heilige Geist. Es heißt: ‘Das ist der Bund, den Ich mit ihnen schließe nach jenen Tagen, spricht der Herr. Ich lege Mein Gesetz in ihr Herz und schreibe es in ihre Seele. Ihrer Sünden und Frevel will Ich nicht mehr gedenken.’ (Jer 31,33) Wo aber diese vergeben sind, bedarf es keines Opfers mehr für die Sünde.” (Hebr 10,11-18)
So wird bestätigt, dass der Alte Bund im heilbringenden Blute Jesu, d.h. im Neuen und Ewigen Bund, seine eigentliche Bestimmung gefunden hat und somit auch seine ursprünglich wichtige, aber letztendlich dennoch nur vorübergehend wirksame gottgewollte Bedeutung verloren hat. So “riss” ja bezeichnenderweise im Moment des Todes Jesu “der Vorhang des Tempels von oben entzwei” (Mt 27,51) - der Alte Bund gehörte ab da der Vergangenheit an! Denn Jesus Christus als der eingeborene Sohn Gottes und von den Propheten verheißene Messias “aber hat unsere Leiden getragen, unsere Schmerzen auf sich geladen. Wir hielten ihn für geschlagen, für getroffen von Gott und geplagt. Doch ob unserer Sünden wurde er verwundet, ob unserer Frevel zerschlagen. Zu unserem Heil lag Strafe auf ihm. Durch seine Striemen wurde uns Heilung. ... Er gab in den Tod sein Leben hin, wurde unter die Frevler gerechnet, derweil Er die Sünden der Vielen trug, für die Frevler fürbittend eintrat”, wie es bereits Isaias, der große Prophet des Alten Bundes, schauen durfte!
■ Vor einigen Jahren unterhielt ich mich mal mit einer Nonne, die trotz aller vollzogenen Erkenntnisse immer noch eine Anhänglichkeit an die modernen “Päpste” und die “Konzilskirche” an den Tag legte. Es wurden natürlich auch einige der wichtigsten theologischen Argumente angesprochen, die wir anbringen, um darzulegen, dass die aus dem II. Vatikanum hervorgegangene “Kirche” nicht mehr die wahre katholische Kirche sein und den neuzeitlichen modernistischen “Päpsten” ab 1958 keine Rechtmäßigkeit innerhalb der Kirche Jesu Christi zugesprochen werden kann.
Im Lauf unseres sehr sachlichen Gespräches wurde auch der folgende Vergleich mit einem Auto ins Spiel gebracht. Bei einem Auto kann man sich natürlich sehr gern auch über solche Fragen unterhalten wie z.B. die Farbe, die Art der Lackierung, die Beschaffenheit der Felgen, die Sportlichkeit der Form, die Anzahl der Sitze, die Höhe des Benzinverbrauchs oder ähnliches. Alles das ist nicht unwichtig, sondern entscheidet in der Regel ebenfalls über die Qualität des betreffenden Autos und in Bezug auf die Frage, ob jemand es dann kauft oder nicht. Dennoch setzen wir alle, wenn wir uns grundsätzlich über ein Auto unterhalten, wie selbstverständlich voraus, dass das Auto vor allem auch einen Motor hat, auf welchen es beim Auto ja zuallererst und entscheidend ankommt! Denn der Motor gehört ohne jeglichen Zweifel zum Wesen eines Automobils - darüber muss man sich wohl mit keinem Menschen extra unterhalten. Ohne einen Motor ist ein Auto letztendlich kein Auto, sondern lediglich ein Blech-, Metall- und Plastikhaufen!
So versuchte ich dann, an diesem Beispiel jener Ordensschwester zu erklären, dass wir uns auch beim katholischen Glauben gern über dies und jenes unterhalten können, ja unbedingt müssen. Denn viele Glaubenswahrheiten und dogmatischen Elemente gehören zu dem von den Aposteln her überlieferten katholischen Glauben dazu - man darf sie auf keinen Fall aus der Gesamtheit des Glaubens herausreißen, ohne dass man dann auch den katholischen Glauben als solchen verändern bzw. verfälschen würde. Würde jemand dies dennoch tun, würde er unmissverständlich in eine Häresie fallen und irrgläubig werden. Nur damit hier diesbezüglich keine Missverständnisse aufkommen oder Falsches angenommen wird!
Dennoch gibt es einige fundamentale Inhalte des Glaubens, die so essentiell sind, dass man absolut nicht mehr vom christlich-katholischen Glauben reden könnte, sollte jemand diese Punkte ablehnen bzw. leugnen. Dazu gehört zweifelsohne vor allem die Grundwahrheit der christlichen Offenbarungsreligion, dass Jesus Christus nämlich der göttliche Erlöser aller Menschen ist! Denn das ist ja gerade die Hauptaussage der christlichen Offenbarungsreligion, dass Jesus Christus uns am Kreuz erlöst hat, indem Er durch sein stellvertretendes Leiden und Sterben Sühne für die Sünden der Menschen gewirkt und somit Wiedergutmachung vor dem himmlischen Vater gewirkt hat. So dass dann jeder, der die Taufe auf den Namen des Dreifaltigen Gottes und den wahren Glauben an Jesus Christus als des eingeborenen Sohnes Gottes und göttlichen Erlösers sowohl ehrlichen Herzens als auch lebensmäßig annimmt, wirksam zum Jünger Jesu werden und effektiv Anteil an der heiligmachenden Gnade Gottes erhalten kann!
Würde man aber diese Grundwahrheit der Erlöserschaft Jesu wie auch immer relativieren oder in Frage stellen, würde man nicht nur eine Irrlehre vertreten, sondern eigentlich sogar die christliche Offenbarungsreligion als solche verwerfen! Das würde dann eben nicht einem zwar fundamentalen aber dennoch “nur” teilweisen Abirren vom katholischen Glauben gleichkommen, sondern ihm sein eigentliches und letztendlich entscheidendes Wesen rauben und ihn somit praktisch ganz leugnen bzw. aufheben! Wie z.B. ein Fluss oder ein See ohne einen Tropfen Wasser eigentlich keine Gewässer im eigentlichen Sinn des Wortes mehr sein können, so ist man auch nicht mehr ein wahrhafter Christ (möge man auch weiterhin von der überwiegenden Mehrheit der Leute für einen solchen gehalten werden), wenn man sich wie auch immer vom Glauben an die universale Erlöserschaft Jesu Christi distanziert - dem elementaren wie fundamentalen Inhalt der christlichen Offenbarungsreligion!
■ Denn der Akt der Erlösung besteht ja darin, dass Jesus durch das extreme Übermaß bzw. das unendliche Maß an Seiner an den Tag gelegten Liebe und der Treue zum Vater mehr als nur ausgeglichen und kompensiert hat den gewaltigen Mangel an Liebe zu Gott und der Treue zu Seinem heiligen Willen, welchen wir durch unsere Sünden an den Tag treten lassen. Jede unserer Sünden verläuft ja im Prinzip so, dass wir da immer der Unsittlichkeit den Vorzug geben (auf die eine oder andere Weise), statt dem uns bewusst werdenden Willen Gottes Folge zu leisten. Auch wenn wir nicht aus purer Bosheit, sondern etwa “nur” aufgrund der Schwäche unseres sittlichen Willens sündigen, ist ja unser sittlicher Wille nicht stark genug, um die betreffende Anfechtung der Versuchung zurückzuweisen - klarer Mangel an Liebe Gottes!
Ebenso richtet sich die Schwere der Schuld immer auch nach der Stellung der Person, gegen die man sich versündigt. So ist z.B. eine Beleidigung gegen einen leitenden Vertreter einer gesellschaftlichen Gruppe oder eines Staates in seiner Schwere immer höher als eine solche gegen einen so genannten einfachen Bürger. Denn dadurch trifft man dann ja auch die Idee oder die Gemeinschaft, die jener Vertreter repräsentiert. So wird z.B. auch ein tätlicher Angriff gegen einen Bundeskanzler, Staatspräsidenten oder auch gegen einen Priester, Bischof oder Papst immer schwerer bestraft - je höher das Amt desto schwerwiegender die betreffende Straftat -, als wenn es sich dabei um einen Bürger ohne ein Staatsamt oder Höhere Weihe handelt.
Nun richtet sich aber jede Sünde immer auch gegen Gott! Und wir, Menschen, besitzen grundsätzlich nicht die sittliche Größe bzw. Qualität, eine hinreichende Sühne bzw. Wiedergutmachung für die Sünden gegen Gott zu leisten. Wir können zwar selbst einem anderen Menschen vergeben oder auch dem Herrgott eine sittliche Leistung für das Ihm von uns oder auch anderen Menschen angerichtete Unrecht anbieten - wir sind dazu sogar ausdrücklich aufgerufen. Dennoch können wir grundsätzlich keine vor Gott wirksame Sühne als sittliche Wiedergutmachung des angerichteten sittlichen Schadens leisten. Das kann grundsätzlich nur Gott allein - die Unendlichkeit der menschlichen Schuld vor Gott kann nur durch die Unendlichkeit der betreffenden Sühneleistung “ausgeglichen” werden!
Und gerade dazu ist ja auch Gott in Jesus Christus Mensch geworden, damit durch die Unendlichkeit der
Liebe des Gotteslammes hinreichend Sühne und Wiedergutmachung für die Sünden der Menschen erwirkt werde. Jesus Christus war und ist nicht nur sündenlos, sondern unendlich heilig - als Sohn des Vaters die Heiligkeit schlechthin! In Seiner unendlichen Heiligkeit und unbegreiflichen Liebe nahm Er dann freiwillig die Schuld der Menschen auf seine Schulter und zog somit auch den ganzen Fluch der Sünde auf sich. Indem er darunter litt, hat Er durch Sein stellvertretendes Kreuz auch die entsprechende Sühneleistung erwirkt und die bildliche Mauer, die zwischen dem heiligen Gott und der sündigen Menschheit bestand, im Prinzip niedergerissen: “Er hat uns alle Fehltritte vergeben, hat die Schuldschrift, die uns mit ihrer Anklage belastete, ausgelöscht und vernichtet, da Er sie ans Kreuz heftete. Er hat die Mächte und Gewalten entwaffnet, offen an den Pranger gestellt und durch Ihn über sie triumphiert.” (Kol 2,14f.)
Damit aber der einzelne Mensch wirksam Anteil an dieser überwältigenden Sühnekraft des Kreuzes Christi - der Gnade der Erlösung - erhalte, muss er sich gewissermaßen an Christus “andocken”! Denn die Erlösung funktioniert ja keinesfalls automatisch, ohne die willentliche Zustimmung geschweige denn gegen den ausdrücklichen Willen des betreffenden Menschen. Und diesen Anteil gewinnen wir nur, indem wir an Jesus Christus als eben dieses Lamm Gottes (den göttlichen Erlöser!) glauben, die hl. Taufe und die übrigen Sakramente gläubigen Herzens empfangen und natürlich auch einen entsprechenden Lebenswandel praktizieren. Die Evangelien bezeichnen ja den Glauben und die Taufe als unbedingte Voraussetzung für die Teilhabe eines Menschen an der Gnade der von Jesus gewirkten Erlösung: “Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet werden; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden” (Mk 16,16). Denn nur mittels einer solchen persönlichen Zustimmung zu Jesus und Einwilligung in Sein Heilswirken kann dann auch die Brücke zur Teilhabe an den von Ihm erwirkten beseligenden Gnaden der Erlösung errichtet werden!
■ Wie der Artikel “Hat Pius XII. schon die modernistische Lehre über den Ökumenismus vertreten?” zeigt (in dieser Ausgabe der “Beiträge”/109), hat die katholische Kirche bis in seine Zeit hinein offiziell noch an der Heilsnotwendigkeit des christlichen Glaubens und der Taufe festgehalten. Denn sonst hätte dieser Papst nicht ebenfalls eine Gefahr für die katholische Glaubensüberzeugung in all den modernen ökumenischen Treffen und Zirkeln gesehen.
Mit Johannes XXIII. dagegen wurde dann aber leider ein fundamental neuer Kurs eingeschlagen, der darin bestand und besteht, plötzlich alles nur noch zu loben und zu preisen, was nicht katholisch bzw. nicht einmal christlich ist! Selbstverständlich kann man auch mal sachlich herausstellen, was in dieser oder jener häretischen Konfession noch vom katholischen Glauben übrig geblieben ist bzw. worin sich z.B. die Gottesvorstellungen zwischen dem authentischen Christentum und so mancher nichtchristlicher Religion ähneln. Dennoch wird ein überzeugter Katholik niemals den Fehler begehen, eine gesunde Grenze zu überschreiten, wo er dann praktisch mehr zum Anwalt des Irrtums statt der wahren Kirche und christlichen Religion wird.
Wie sehr aber die “Konzilskirche” inzwischen leider zum Fürsprecher des Irrglaubens geworden ist, belegen die zahlreichen ökumenischen wie interreligiösen Treffen der letzten Jahrzehnte. Statt da wenigstens einmal den Finger auf den wunden Punkt zu legen und zwar sachlich, freundlich und diplomatisch aber dennoch unmissverständlich zu sagen, was hier und da z.B. der entscheidende Irrtum des Protestantismus oder des Judentums oder des Islam oder des Buddhismus sei, wird immer nur in höchsten Tönen von diesen irrigen Glaubenssystemen als solchen gesprochen bzw. ununterbrochen die eigene “Wertschätzung” und der tiefe “Respekt” vor ihnen medienwirksam zum Ausdruck gebracht. So muss dann bei deren Anhängern der Eindruck entstehen, ihr “Glaube” sei richtig und großartig, wenn ihn schon der (vermeintliche) Chef der Christenheit so über alles lobt und verherrlicht. Warum weigert sich denn das modernistische Rom, die sachliche Andeutung anzubringen, es würde sinnvoll sein, sich mal (etwas eingehender) für Jesus Christus und Seine Lehre zu interessieren?
So haben wir diesen Verrat an Jesus Christus bereits am Beispiel der Reise Josef Ratzingers (alias des ehemaligen Benedikt XVI.) ins Heilige Land 2009 detailliert dokumentiert. Man lese darüber in “Beiträge”/86, S. 7-16 nach.
■ Am 17.01.2010 hat Josef Ratzinger eine Ansprache bei seinem Besuch in der Synagoge in Rom gehalten. Es würde jetzt den Rahmen dieses Artikels sprengen, die da geäußerten Gedanken im einzelnen zu analysieren. Es geht im Prinzip nur darum, dass da immer nur die Rede von “Brüderlichkeit” zwischen der katholischen Kirche und dem Judentum ist. Der Grundgeist dieser Rede lässt sich z.B. in dem folgenden Zitat wiedergeben: “Mit Gefühlen großer Herzlichkeit weile ich unter euch, um euch die Wertschätzung und Liebe zu bekunden, die der Bischof und die Kirche von Rom sowie die gesamte katholische Kirche gegenüber dieser Gemeinde und den jüdischen Gemeinden in der ganzen Welt hegen.” Minutenlang so ähnlich weiter - man gewinnt den Eindruck, Benedikt XVI. betrachtet das Christentum bzw. den Katholizismus lediglich als eine Unterfiliale des Judentums!
Besonders hervorgehoben aber soll werden der folgende Abschnitt, der bei seiner etwas tieferen Analyse viel mehr aussagt, als man auf den ersten Blick denken mag. Unter Punkt 5 heißt es da: “Aus unserem gemeinsamen Erbe von Gesetz und Propheten ergeben sich zahlreiche Implikationen. Ich will einige nennen: vor allem die Solidarität, die die Kirche und das jüdische Volk ‘in ihrer eigenen geistigen Identität’ aneinanderbindet und den Christen Gelegenheit bietet, ‘einen neuen Respekt für die jüdische Auslegung des Alten Testaments’ zu fördern (vgl. Päpstliche Bibelkommission, Das jüdische Volk und seine Heilige Schrift in der christlichen Bibel, 2001).”
Nun, erstens ist es allgemein bekannt, dass das wahre Christentum bzw. die wahre Kirche das ganze Alte Testament 2000 Jahre lang als im Neuen Bund aufgegangen bzw. darin in Erfüllung gegangen betrachtet. Zweitens erkennt die gesamte kirchliche Tradition in West und Ost, dass speziell die messianischen Prophezeiungen der Propheten des Alten Testaments auf Jesus Christus hinweisen bzw. sich da bereits bewahrheitet haben!
Das Judentum dagegen widerspricht dieser katholischen Sicht der Dinge radikal! Weder habe ihrer Meinung nach der Alte Bund aufgehört zu existieren noch sei Jesus der verheißene Messias. Auch würden die eingangs zitierten Stellen aus Isaias in Bezug auf den leidenden Gottesknecht keinesfalls von Jesus handeln, sondern - nach Meinung mancher im Judentum - vielleicht sogar vom jüdischen Volk als ganzem.
Wenn aber Ratzinger dennoch völlig undifferenziert vom “gemeinsamen Erbe von Gesetz und Propheten” spricht, dann zeigt er nur an, wie weit er und seine “Konzilskirche” sich vom wahren Katholizismus und Christentum entfernt haben! Ja, wir haben in einer bestimmten Hinsicht “Solidarität” mit dem jüdischen Volk, da ja aus ihrer Mitte sowohl Jesus der Heiland selbst als auch Seine allerseligste Mutter Maria als auch alle Apostel und die allerersten Christgläubigen entstammen. Ja, die Juden hatten mal das Gesetz und die Propheten; nur zeugen diese alle letztendlich nicht etwa von der Großartigkeit des Judentums als Nation, sondern von Jesus Christus und der mit Ihm angebrochenen neuen Zeit der Erfüllung und Vollendung!
Statt darauf zu verweisen, erdreistet sich Ratzinger zusammen mit der betreffenden Päpstlichen Bibelkommission sogar dazu, “‘einen neuen Respekt für die jüdische Auslegung des Alten Testaments’ zu fördern”! Mit anderen Worten sollen nun die Christen und speziell die Katholiken unbedingt dazu angeleitet werden, u.a. auch die betreffende jüdische Interpretation der messianischen Texte des Alten Testaments als sehr wohl berechtigt, legitim und somit gottgewollt anzuerkennen! Somit stehen dann nach Ratzinger praktisch zwei Glaubenssysteme sowohl gleichwertig als auch gleichberechtigt nebeneinander da - auf der einen Seite das Judentum, welches Jesus als den verheißenen Messias ausdrücklich und unmissverständlich ablehnt und auf der anderen Seite ein “Christentum” bzw. ein “Katholizismus”, welche Jesus formal zwar noch als Gottessohn und Erlöser bezeichnen, zur gleichen Zeit aber das genaue Gegenteil davon “fördern” möchten! Das ist genau das Prinzip der Hegelschen Dialektik - zwei sich gegenseitig ausschließende Gegensätze sollen sowohl gleichzeitig als auch gleichermaßen gelten. Dadurch hebt man dann letztendlich eine jegliche gesunde Religion auf!
Immer wieder hörte man von Josef Ratzinger an sich schöne Sätze über Jesus Christus sagen, Er möge doch in unserer Mitte sein und bleiben. Nur richtete er alle diese Sätze immer nur an Menschen, die bereits Christen sind. Die Nichtchristen bekamen praktisch immer nur von seiner Bewunderung ihrer jeweiligen Religionen zu hören.
Man kann die betreffende Haltung Ratzingers und großer Teile der “Konzilskirche” vielleicht folgendermaßen zutreffend umschreiben: Jesus Christus ist der Erlöser (bestenfalls), aber wenigstens die Juden können auch ohne Ihn (ohne den christlichen Glauben und die Taufe!) ganz gut auskommen - sie hätten ja den Alten Bund. Deswegen wurde da ja auch eine jegliche christliche Mission, die diesen Namen verdient, eingestellt. Im Gegenteil, man bezeichnet es im modernistischen Vatikan sogar ausdrücklich als unerwünscht und unstatthaft, unter Juden christliche Mission zu betreiben!
Somit erscheint da Jesus zwar formal als Erlöser, aber eben nicht als Erlöser aller Menschen! Denn wenigstens eine bestimmte Volksgruppe bedürfe ja angeblich nicht dieser Erlösung. Wenn aber irgend jemand (geschweige denn eine ganze Volksgruppe) die Erlösung in Gott und das Seelenheil grundsätzlich sowohl ohne als auch völlig unabhängig von Jesus erlangen könne, dann “erreiche” ja Jesu Heilswirken am Kreuz nicht alle Menschen, dann sei es nicht universal. Wenn aber die von Jesus gewirkte Erlösungstat wenigstens für einen einzigen Menschen nicht notwendig sei, dann wäre ja Jesus folgerichtig auch nicht der wahre göttliche Erlöser der Menschheit, aller Menschen!
Dann wird dadurch leider auch der zentrale Glaubensinhalt des christlich-katholischen Glaubens aufgegeben, der ja so essentiell zum christlich-katholischen Glauben gehört wie der Motor zum Auto oder das Wasser zum Fluss oder See - die Erlösung aller Menschen in und durch Jesus Christus! Wenn aber dieser fundamentale christliche Glaubenssatz heute von der “Konzilskirche” relativiert wird (wie dargelegt), dann nimmt sie eindeutig apostasierende Elemente bei sich auf, dann entwickelt sie sich leider Gottes in Richtung Apostasie, in Richtung des letztendlich ganzheitlichen Abfalls von Jesus Christus, dem göttlichen Erlöser! Das ist leider die tragische Dimension der ganzen zahlreichen “Verbrüderungsaktionen”, mit der wir es seit 1958 innerhalb der “Konzilskirche” zu tun haben.
Da kann man dann als Katholik seine Glaubenspraxis nicht etwa nach dem bequemen Prinzip ausrichten: “sowohl als auch”! Nein, von uns wird - im Maße des von uns Möglichen und Angebrachten - sowohl eine eindeutige und unmissverständliche Stellungnahme zur universalen Erlöserschaft Jesu Christi als auch gegen die praktische Leugnung Seiner Erlöserberufung erwartet und verlangt: “Wer immer vor den Menschen sich zu Mir bekennt, zu dem werde auch Ich mich bekennen vor Meinem Vater im Himmel. Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch Ich verleugnen vor Meinem Vater im Himmel” (Mt 10,32f.)!

P. Eugen Rissling

 

Zurück Hoch Startseite